Sprechtherapie bei Erwachsenen

Sprechstörungen bei Erwachsenen

Welche Redeflussstörungen gibt es bei Erwachsenen?

Störungen des Redeflusses können in Form von Stottern oder Poltern vorliegen. Redeflussstörungen bei Erwachsenen können ein sehr unterschiedliches Erscheinungsbild aufweisen. Meist können die Ursachen nicht erkannt werden.

Stottern äußert sich in Form von unfreiwilligen Wiederholungen von Lauten und Silben („Babababall“) sowie als Dehnungen („Fffffisch“) oder Blockierungen von Lauten (stummes Verharren vor oder in einem Wort, wobei Zeichen von Anstrengung sichtbar oder hörbar sein können: „—Tisch“). Diese Symptome werden Kernsymptomatik genannt, da sie das eigentliche Stottern darstellen. In Kernsymptomen verlieren Stotternde für einen Moment die Kontrolle über den Sprechablauf, obwohl sie genau wissen, was sie in diesem Moment sagen wollen. Es gibt – meist unbewusste – Strategien, um solche Symptome zu kontrollieren, z.B.

Ankämpfverhalten, d.h. der Versuch, mit erhöhtem Kraftaufwand (z.B. Pressen, lauter werden), „Tricks“ bei der Atmung (z.B. übertrieben aus- oder einatmen, mit zu wenig oder zu viel Luft sprechen) und Mitbewegungen (z.B. starkes Kopfnicken) aus einem Symptom heraus zu kommen.

Strategien, um Stottern vorzubeugen, d.h. Vermeiden von Sprechsituationen bzw. Umformulieren bei gefürchteten Wörtern oder prophylaktische Veränderung der Sprechweise wie Flüstern, Singsang oder „Tricks“ bei der Atmung (s. o.).

Psychische Reaktionen wie Sprechangst, Wut oder Trauer über das Versagen beim Sprechen, Selbstabwertung als Sprecher, Scham und Hilflosigkeit können hinzukommen. Häufig wird die Lebensqualität durch psychische Reaktionen stark beeinträchtigt, selbst wenn die Kernsymptomatik nur gering ist oder durch Vermeidung völlig verborgen werden kann.

Typisch für den Verlauf ist der Wechsel von symptomarmen Phasen mit Episoden stärkerer Symptomatik. Ebenso typisch ist, dass das Stottern in unterschiedlichen Situationen und bei unterschiedlichen Personen verschieden ausgeprägt sein kann.

Bei Poltern ist die Verständlichkeit des Gesprochenen durch eine phasenweise überhöhte Sprechgeschwindigkeit mit Auslassungen und Verschmelzungen von Lauten, Silben oder Wörtern („zum Beispiel“ wird „Zeispiel“) beeinträchtigt. Außerdem treten viele Satzabbrüche, Umformulierungen und Floskeln sowie stotterähnliche Redeunflüssigkeiten auf, so dass trotz des Eindrucks von hoher Sprechgeschwindigkeit oft nur wenig Inhalt vermittelt werden kann.

Bei bewusst verlangsamtem Sprechen reduziert sich die Symptomatik. Das Sprechen kann jedoch nicht langfristig kontrolliert werden. In Verbindung mit Poltern treten häufig auch bei Erwachsenen noch Sprachstörungen auf (Suche nach Wörtern, eingeschränkter Wortschatz, Störung der Grammatik). Polternde können oft das eigene Sprechen schlecht beobachten – die Störung ist ihnen häufig nicht oder nur ansatzweise bewusst. Manchen Polternden fällt auch das Zuhören schwer. Poltern wird gesellschaftlich nicht stigmatisiert, der damit verbundene Leidensdruck ist meist gering. Die Behinderung durch die eingeschränkte Verständlichkeit kann jedoch erheblich sein.

Wie kann Redeflussstörungen vorgebeugt werden?

Bei fast allen stotternden Erwachsenen ist die Störung im Kindesalter entstanden. Menschen, bei denen das Stottern bis ins Erwachsenenalter fortbesteht, haben fast keine Chance mehr, das Stottern zu verlieren. Daher ist es wichtig, stotternde Kinder möglichst früh (ab dem 2. Lebensjahr) zu erkennen und bei Bedarf zu behandeln, damit eine Rückbildung unterstützt werden kann. Dennoch kann auch bei einer frühen Therapie nicht vorhergesagt werden, welche Kinder ihr Stottern verlieren werden.
Ausgesprochen selten kann Stottern aufgrund einer anderen Grunderkrankung (z. B. eine neurologische Erkrankung) auch noch im Erwachsenenalter beginnen.

Welche Hilfen bietet die Logopädie an?

Stottern

Für stotternde Menschen, die noch unschlüssig sind, ob sie sich in eine Behandlung begeben sollen, bietet die Logopädie zunächst einmal Beratung an. Durch eine logopädische Diagnostik wird festgestellt, welche Art von Stottern vorliegt und ob es behandelt werden muss. Die logopädische Therapie kann sehr unterschiedlich aussehen, je nach der Art des Stotterns und der Therapierichtung.

Die Inhalte der logopädischen Therapie ergeben sich aus dem logopädischen Befund, der mit dem Patienten vor Beginn der Therapie besprochen wird. Während des Therapieverlaufs wird der Patient ausführlich über Stottern und die Therapie informiert. Er lernt Techniken für eine flüssigere Sprechweise (flüssiges leichtes Stottern oder Veränderung der Sprechweise) und baut Sprechängste ab. Eine Therapie kann abgeschlossen werden, wenn eine flüssigere Sprechweise mit geringen psychischen Reaktionen (Sprechangst, Scham) vorliegt. Am Ende der Therapie wird über die Möglichkeit von Rückfällen informiert und auf die dann gebotene Vorgehensweise vorbereitet.

Poltern

Auch für Polternde, die noch unschlüssig sind, ob sie sich in eine Behandlung begeben sollen, bietet die Logopädie zunächst einmal Beratung an. Bei Verdacht auf Poltern wird durch eine logopädische Diagnostik festgestellt, ob und welche Art von Poltern vorliegt und ob weitere Störungen bestehen. Die logopädische Therapie kann sehr unterschiedlich aussehen, je nach der Art des Polterns, der Situation des Polternden und begleitender Störungen. Die Inhalte der logopädischen Therapie ergeben sich aus dem logopädischen Befund, der mit dem Patienten zu Beginn der Therapie besprochen wird. Polternde können in einer Therapie (bei ausreichender Motivation) zum Beispiel lernen, in für sie wichtigen Sprechsituationen das Poltern zu kontrollieren. Eine grundsätzliche Überwindung des Polterns ist nicht zu erwarten. Angehörige lernen in der Therapie, wie sie angemessen mit dem Poltern umgehen können. Während der Behandlung wird der Patient ausführlich über Poltern und die Therapie informiert, auch über die Möglichkeit von Rückfällen nach Abschluss der Therapie und die dann gebotene Vorgehensweise.